Blutbestrahlung wird grundsätzlich nur aus einem einzigen Grund vor einer Transfusion durchgeführt, um eine seltene, aber meist tödliche Transfusionsreaktion zu verhindern: die TA-GvHD transfusionsassoziierte Graft-versus-Host Disease. Hier lösen Spender T-Zellen in transfundierten Blutprodukten eine Immunantwort im Gewebe des Empfängers der Transfusion aus. Es ist daher viel besser, diese Krankheit durch eine Blutbestrahlung zu verhindern, als sie zu diagnostizieren. “Da eine TA-GvHD, die durch eine Spendertransplantation verursacht wird, in den meisten Fällen tödlich ist, sollten gefährdeten Patienten bestrahlte Blutprodukte verabreicht werden, wann immer es Zeit und Ressourcen erlauben.”1

“Blutbestahlung wird grundsätzlich ausschließlich zur Verhinderung von Graft-versus-Host disease (TA-GvHD) eingesetzt.

 iia White Paper

2020

Wo wird die Bestrahlung durchgeführt?

Das Blut wird in speziell für diese Aufgabe konzipierten Bestrahlungsgeräten bestrahlt, die sich normalerweise in Blutbanken oder Bestrahlungseinrichtungen großer Krankenhäuser befinden. Protokolle beschreiben das Verfahren und standardisieren Bestrahlungszeiten. Die Funktionsfähigkeit des Bestrahlungsgerätes wird ständig durch ein Dosimetrieprotokoll überwacht.
Grundsätzlich werden zwei Arten von Bestrahlungsgeräten verwendet, die entweder mit Gammastrahlen oder Röntgenstrahlen arbeiten. Beide Strahlenarten haben die gleiche Fähigkeit, T-Zellen in Blutbestandteilen bei einer gegebenen absorbierten Dosis zu inaktivieren. In den letzten Jahren wurden jedoch Gamma-Blutbestrahlungsgeräte zunehmend durch Röntgenbestrahlungsgeräte ersetzt.

Wie funktioniert eine erfolgreiche Blutbestrahlung?

Blutbestrahlung ist ein Verfahren, bei dem Blut einer Strahlung von typischerweise mindestens 25 Gy ausgesetzt wird – Gray [Gy] ist dabei die Maßeinheit für ionisierende Strahlung. Blutprodukte werden dadurch verändert und die Bestrahlung verhindert, dass sich Lymphozyten vermehren können, während die Blutzellen nur sehr geringfügig geschädigt werden.

„Ionisierende Bestrahlung eliminiert die funktionellen und proliferativen Kapazitäten von T-Zellen und lässt andere Blutbestandteile, insbesondere rote Blutkörperchen, Granulozyten und Blutplättchen, funktionsfähig und lebensfähig. Dies ist möglich, weil T-Zellen strahlenempfindlicher sind als andere Blutbestandteile.“2 „Bei immunsupprimierten oder immunkompetenten Patienten, die nach einer Transfusion möglicherweise an TA-GvHD leiden, ist es wichtig, dass die T-Zellen so modifiziert werden, dass sie das Wirtsgewebe nicht angreifen können.“3

Blutprodukte können in den USA als „bestrahlt“ bezeichnet werden, sobald das Zentrum mit 25 Gy bestrahlt wird, wobei die Ausrüstung so kalibriert ist, dass nicht weniger als 15 Gy an jeden Teil des Kanisters abgegeben wird. In Europa müssen mindestens 25 Gy an jedem Teil des Blutprodukts im Bestrahlungsgerät ankommen. Um die anderen Blutbestandteile nicht zu schädigen, wird die maximale Dosis im Allgemeinen mit 50 Gy festgelegt. Alle Details zur Dosierung finden Sie beispielsweise in den Standards for Blood Banks and Transfusion Services, 32 . Ausgabe der American Association of Blood Banks (AABB) sowie in den Richtlinien zur Verwendung bestrahlter Blutkomponenten, herausgegeben von der British Society for Hematology im Jahr 2020.

Warum muss die Bestrahlung bestätigt werden?

Warum ist eine positive Bestätigung über den Abschluss des Bestrahlungsvorgangs wichtig? Es ist notwendig zu erkennen, ob eine Bedienungsperson den elektronisch gesteuerten Bestrahlungsvorgang nicht eingeleitet hat und auszuschließen, dass der Bestrahlungsvorgang aufgrund einer Gerätestörung nicht durchgeführt wurde.

Speziell dafür wurden strahlungsempfindliche Indikatoretiketten wie der RAD-CONTROL® entwickelt. Der Bestrahlungsindikator wird auf der äußeren Oberfläche des Blutprodukts angebracht und die Bestrahlung verursacht deutliche visuell oder elektronisch beobachtbare Veränderungen. Diese bestätigen, dass die Bestrahlung stattgefunden hat. Die neueste Generation sind Barcode-Indikatoren, die nach der Bestrahlung ein elektronisch lesbares Ergebnis anzeigen. Dadurch ist es möglich, die Dokumentation des Bestrahlungsprozesses vollständig zu automatisieren.

Festgehalten muss jedoch werden, dass der Zweck dieser Indikatoretiketten lediglich darin besteht, den Bestrahlungsprozess von Blutprodukten zu überprüfen. Sie bestätigen, dass sich jeder einzelne Blutbeutel im Bestrahlungsgerät befand und vor der Transfusion einer Bestrahlung ausgesetzt war. Die Etiketten sind daher kein Beweis für eine applizierte Dosis und sollten niemals als Dosimeter betrachtet werden.

Für weitere Informationen zur Blutbestrahlung hören Sie die Episode 074CE Radioactive! des Blood Bank Guy Essentials Podcast.

Literaturverweis:
1 Michelle L. Erickson, Chapter 6 – Indications for Transfusion and Dosing of Blood Components, Editor(s): Robert W. Maitta, Clinical Principles of Transfusion Medicine, Elsevier, 2018, Pages 53-67, ISBN 9780323544580, https://doi.org/10.1016/B978-0-323-54458-0.00006-4. (https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/B9780323544580000064)
2 Sezer Sağlam, Demiroglu Bilim University , researchgate.net, 2011, Blood Irradiation*
3 Blood Bank Guy, Podcast episode 074CE, https://www.bbguy.org/
4 International Irradiation Association iia, White Paper: Uses and Applications of Radiation Processing, 2020, iiaglobal.com

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